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Das Reiterstandbild: König Ludwig I. von Bayern, 1862, in München
Ludwig I., König von Bayern (1786-1868), wurde bereits zu Lebzeiten gefeiert. Zu seinem 70. Geburtstag im Jahre 1856 schenkte ihm die Stadt München – auf Initiative einiger Münchner Künstler – ein Reiterdenkmal. Statt der üblichen Glückwünsche und Geschenke, welche die Künstler unter der Führung von Ferdinand von Miller für „abgedroschen und im Moment zu unangemessen, unwürdig“ hielten, sollte die Erinnerung an den König durch ein würdiges Denkmal bewahrt werden. Allen Beteiligten erschien die Festlegung auf ein Reiterstandbild angemessen.
Das entstandene Reiterstandbild zeigt den König in vollem Königsornat hoch zu Ross, begleitet von zwei Pagen, welche die Herrscher-Tugenden „Gerecht“ und „Beharrlich“ symbolisieren. „Gerecht und beharrlich“ war das Motto König Ludwigs. Am Steinsockel, dem Piedestal, sind die vier Ecken mit den bronzenen Allegorien Kunst, Religion, Baukunst und Industrie geschmückt. Das Reiterstandbild wurde im rechten Winkel zur Ludwigstraße platziert, so dass es Passanten und Festzügen in der dynamischen diagonalen Perspektive erscheint.
Welcher Bildhauer wird ausgewählt: Widnmann, Brugger oder Halbig?
Für die Ausführung des Denkmals stellte der Magistrat 100.000 Gulden zur Verfügung. Als ersten Schritt zur Verwirklichung bezog der damalige Münchner Bürgermeister Kaspar von Steinsdorf den Architekten Leo von Klenze in die Planungen ein. Dadurch gewann Klenze Einfluss auf Gestaltung, Größenverhältnisse und Standort.
Klenze wählte als Vorlage eine Skizze Schwanthalers aus, die ein nicht umgesetztes Reiterdenkmal des ungarischen Königs Matthias Corvinus zeigt. Zudem wurden die Bildhauer Max Widnmann, Friedrich Brugger und Johann Halbig ausgewählt, nach dieser Vorlage ein Modell zu fertigen.
Im Februar 1857 stellten dann Brugger und Widnmann in der Maximilians-Getreidehalle – der heutigen Schrannenhalle – die lebensgroßen Gipsmodelle vor. Halbig war von seinem Auftrag zurückgetreten. Und noch am gleichen Tag entschied sich König Ludwig I. für Widnmanns Entwurf.
Auf dem Königsplatz, vor der Feldherrenhalle oder am Odeonsplatz?
Am Beispiel des Reiterdenkmals wird deutlich, wie genau und präzise zu dieser Zeit über den passenden Standort nachgedacht wurde. Nichts wurde dem Zufall überlassen.
So waren drei Standorte im Gespräch: der Königsplatz, der Platz vor der Feldherrenhalle und der Odeonsplatz. Leo von Klenze wurde im September 1856 von Bürgermeister von Steinsdorf beauftragt, sich Gedanken über die Größenverhältnis und vor allem über den idealen Standort zu machen.
Gegen den Königsplatz sprach für Klenze, dass Größe und Gestaltung des Platzes der Art waren, dass das Reiterdenkmal von sehr stattlicher Dimension sein müsste, um zur Wirkung zu kommen.
Den Platz vor der Feldherrenhalle hielt Klenze zwar auch für geeignet – doch gab er dem Odeonsplatz uneingeschränkt den Vorzug: „Hinsichtlich der Platzgröße und Geschlossenheit nach allen Seiten, scheint mir diese Stellung für das fragliche Denkmal äußerst günstig“.
Bedenken hatte er lediglich wegen der zu dieser Zeit dort stehenden Denkmäler Christoph Willibald Glucks und Orlando di Lassos.
(Aus: Briefwechsel König Ludwig I. von Bayern und Leo von Klenze, Kommission für Bayrische Landesgeschichte, V Band 2, München 2011).
Und so stellte er die Frage, ob es denn möglich sei – mit Erlaubnis des Königs – für diese beiden Denkmäler einen neuen passenden Platz zu finden. Beide Standbilder zogen daraufhin auf den Promenadeplatz um.
Fertigstellung und Enthüllung
Drei Jahre später – November 1860 – lieferte Widnmann die Modelle zum Guß an die Erzgießerei Miller. Die endgültige Enthüllung des Denkmals fand am 25. August 1862, dem 76. Geburtstag Ludwig I., in seiner Abwesenheit statt, denn er weilte in der Pfalz. Mit 101 Kanonenschüssen wurde der Verhüllungsmantel vom Denkmal gezogen und von Erz-Bischof Gregor von Scherr gesegnet.
König Ludwig I. von Bayern im neuen Glanz: Restaurierungen am Reiterstandbild
Seit 1973 fanden keine weiteren größeren Arbeiten am Denkmal statt, so starteten im Mai 2010 die Restaurierungsarbeiten unter den Profihänden der Metallrestauratoren von Haber & Brandner. Sie reinigten die Bronzestatuen und konservierten sie mit mikrokristallinem Wachs. Plinthe und Kranzgesims wurden mit Bleiblech neu eingedeckt. Pünktlich zur feierlichen Eröffnung des 200. Oktoberfests waren die Arbeiten abgeschlossen.
Steckbrief
König Ludwig I. von Bayern
WV-Nr. 9
Ursprünglich enthüllt:
25. August 1862, zum
76. Geburtstag König Ludwig I. von Bayern
Auftraggeber: Stadt München
Sockel/Material: Untersberger Marmorkalk
Denkmal/Material: Kellerbronze
Inschriften: „Ludwig I. | König | von Bayern“ (Vorderseite); „Errichtet | aus | Dankbarkeit | von der Stadt | München | am XXV August | MDCCCLXII“ (Rückseite des Sockels);
„Erfunden und modelirt von Max Widnmann“ (Signum des Künstlers an Denkmal-Rückseite)
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